Ist mein Kind schulreif – Was muss mein Kind bis zur Einschulung können?

Ist mein Kind schulreif – Was muss mein Kind bis zur Einschulung können?

Mit erstellt von Katrin

FIT Start

Die meisten Eltern fragen sich im letzten Kindergartenjahr, ob ihr Kind die Schule gut meistern wird und ob es reif für die Einschulung ist.

Es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen, was ein Kind vor der Schule alles können muss. Manche rennen mit dem Kind von einem Vorbereitungskurs zum anderen und lehren jeden Abend Buchstaben. Andere lassen die Schulvorbereitung sehr entspannt angehen.

Wer hat nun recht? Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte. Aus jahrzehntelangen Forschung weiß man, dass die Fähigkeiten eines Kindes, sowie seine Bildung insgesamt, ein sehr hohe Korrelation mit den Einstellungen der Eltern haben.

Eltern, die große Hoffnungen auf ihre Kinder setzen und viel erwarten, haben tendenziell auch schulisch erfolgreiche Kinder.

Generell gilt: Sie tun Ihrem Kind etwas Gutes, wenn sie Erwartungen aufstellen und diese klar kommunizieren.

An dieser Stelle sollte man aber auch sehr aufpassen. So gut die Erwartungen auch sein mögen – Ihr Kind muss diese Erwartungen erfüllen können. Dabei muss man zwei Dinge beachten:

  1. Sie können von Ihrem Kind nicht alles gleichzeitig erwarten, insbesondere nicht, wenn es neue Erwartungen sind. Wenn Sie Ihrem Kind neue Fähigkeiten beibringen wollen, sollten es nicht mehr als zwei gleichzeitig sein. Es gibt Eltern, die kurz vor der Einschulung in Panik verfallen und versuchen, dem armen Kind alles gleichzeitig einzutrichtern. Das ist zum Scheitern verurteilt. Es schadet der emotionalen Entwicklung des Kindes, stiftet Schulangst und ist schädlich für den Familienzusammenhalt.
  2. Erwarten Sie von Ihrem Kind nur das, was das Kind in seinem Alter auch leisten kann. Die kindliche Entwicklung verläuft nach einem bestimmten Muster und baut Stufe für Stufe aufeinander auf. Ihre Kinder können erst weitere Fähigkeit erlernen, wenn die Entwicklung der aufbauenden Fähigkeit abgeschlossen ist.

Welche Fähigkeiten kann man von einem Vorschulkind erwarten? Wie kann ich die Schulfähigkeit meines Kindes fördern?

Es gibt keine einheitliche Definition, was ein Vorschulkind können muss. Wir haben dennoch eine Liste an Fähigkeiten zusammengestellt, die die fordernden Erwartungen und die langfristig erfolgreiche Entwicklung Ihres Kindes ins Gleichgewicht bringen.

Zusätzlich dienen viele der genannten Fähigkeiten als Vorläuferfähigkeiten für den kommenden Schulstoff:

1. Muss mein Kind lesen können? ~ Symbole deuten können

Es gibt Kinder, die bereits vor der Einschulung lesen können. Das ist aber keine Voraussetzung. Manche Eltern mögen es sogar nicht, weil solche Kinder sich im Unterricht schnell langweilen.

Aber was alle Kinder mitbringen sollten (und dies ist gleich die Vorläuferfähigkeit zum Lesen und Schreiben), ist die Fähigkeit zum Symbole lesen. Ihr Kind muss noch keine einzelnen Buchstaben kennen.

Mit Symbollesen ist gemeint, dass das Kind Symbole aus der Umwelt erkennt und diese deuten kann. Dazu gehören z. B. das grüne »H« auf einem gelben Schild als Haltestelle und »WC« als Toilette identifizieren können. Dies ist in der Basis nichts anderes als lesen. Man nimmt die Symbole wahr und kann sie deuten. Kann Ihr Vorschulkind das, so fällt die Übertragung auf Buchstaben nicht schwer.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die unmittelbare Umwelt. Zeigen Sie ihm Symbole und erklären Sie, was es bedeutet, wie die Gegenstände heißen und was man damit anfangen kann. Damit helfen Sie Ihrem Kind nicht nur beim späteren Lesen, sondern tragen auch zu seinem Wortschatz bei.

Einschulung: Symbole erkennen

2. Muss mein Kind schreiben können? ~ Finger- und Handgeschicklichkeit

Auch die Entwicklung des Schreibens beginnt nicht erst unmittelbar vor der Schule. Das Schreiben im kindlichen Sinne ist bereits das Kritzeln von Briefen oder das Malen von Briefen. Mit diesem Malen beginnt die Schreibentwicklung. Im späteren Verlauf lernen Ihre Kinder die Bedeutung der Buchstaben kennen und versuchen diese nachzumalen.

Eine hochkomplizierte graphomotorische Leistung wie Schreiben benötigt eine richtige Stifthaltung. Nur wenn der Stift korrekt und entspannt in der Hand liegt und das Handgelenk flüssige Bewegungen ausführen kann, hat das Kind Spaß am Schreiben.

Denn sind die Hand- und Fingermuskeln nicht genug trainiert, ist das Schreiben mühsamer und kostet mehr Kraft. Das Kind verwendet seine ganze Energie darauf, die Spannung in der Hand aufrechtzuerhalten und bekommt dadurch wenig vom Unterricht mit.

Im schlimmsten Fall dauern Schreibaufträge zu lange, wodurch das Kind frustriert wird und die Lust am Unterricht verliert.

Ihr Kind braucht also weniger eine konkrete Schrift kennen, sondern viel mehr:

  • eine feinmotorisch geschulte Hand mit Ausdauer,
  • die Fähigkeit zum Ausmalen innerhalb von Grenzen und
  • die Fähigkeit, Linien nachzuschneiden.

Diese Fähigkeiten werden sicherlich in der ersten Klasse zusätzlich gefestigt, aber gute Ansätze sollten bereits bei einem Vorschulkind vorhanden sein.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Bieten Sie Ihrem Kind viele Möglichkeiten zum Schneiden, Malen und Kleben.
  • Zum Schneiden üben haben wir für Sie einige kostenlose Vorlagen zusammen gestellt.
  • Eine geeignete Schere ist dafür ein Muss.
  • Knete unterstützt die Entwicklung der Handmuskulatur.
  • Stellen Sie Ihrem Kind gute Stifte zur Verfügung. Wir empfehlen dicke Dreikantstifte.
  • Zum Nachspuren üben haben wir ein kostenloses Nachspurheft zum download erstellt.

3. Muss mein Kind rechnen können? ~ Mengenverständnis

Manche Kinder können bereits errechnen, was 2+3 ist. Das ist allerdings kein Muss. Ihre Kinder sollten schon erkennen, welche Menge größer und welche kleiner ist (z. B. ob 6 größer oder kleiner ist als 3). Diese Fähigkeit Mengen zu erkennen und zu unterscheiden nennt man Mengenverständnis.

Ihr Kind sollte in der Lage sein, auch ohne Zählen zu erkennen, welche Menge mehr Einzelteile hat. Natürlich kann ein Kind keine Mengen in hohen Bereich vergleichen, aber Zahlen im einstelligen Bereich sollte machbar sein.

Ihr Kind sollte auch räumliche Beziehungen zwischen den Gegenständen erkennen können – das heißt zu unterscheiden, welcher Gegenstand vorne, hinten, oben oder unten ist.

Auch die Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und logische Reihen bilden zu können gehört zu einer Vorstufe der Schulmathematik.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Kleinere Sortieraufgaben nach Menge, Größe und Länge
  • Labyrinthaufgaben
  • Probieren Sie es aus, indem Sie unterschiedliche Anzahl von Smarties in zwei Schälchen verteilen. Fragen Sie anschließend Ihr Kind, in welcher Schale mehr Smarties drin sind. Nach der Übungssequenz ist es zwingend nötig die Smarties gemeinsam zu vernaschen ;)
  • Auch einfache Würfelspiele, wie z. B. Mensch-ärgere-Dich-nicht tragen zum besseren Mengenverständnis bei.
  • Spiele wie Tetris, Mosaik oder Ubongo
  • Gezielte Arbeitsblätter zum Aufbau von Mengenverständnis:

Stufe 1 - Was bedeuten Zahlen

Stufe 2 - Abzählen

Stufe 3 - Mengen vergleichen

Stufe 4 - Sortierspiel

4. Muss mein Kind erzählen können? ~ Sprachverständnis

Ihr Kind sollte sich

  • gut verständlich und
  • in ganzen Sätzen ausdrücken können,
  • einfache Arbeitsanweisungen verstehen und
  • ausführen können.

Sprache ist nicht nur für die Schule äußerst wichtig, sondern auch für die Knüpfung sozialer Kontakte. Aber nicht nur die gesprochene Sprache, sondern die wahrgenommene Sprache muss verständlich sein. Dies bedeutet, Ihr Kind muss auch das Gehörte gut verstehen, verarbeiten und umsetzen können.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind so oft wie möglich
  • Kommentieren Sie Ihre Handlungen
  • Lesen Sie Ihrem Kind viel vor
  • Geben Sie Ihrem Kind sprachliche Anweisungen ohne Gesten
  • Fördern Sie die auditive Wahrnehmung Ihres Kindes
  • Lassen Sie Ihr Kind ausreden, auch wenn es erst passende Wörter finden muss
  • Besuchen Sie bei Schwierigkeiten einen Logopäden

5. Muss sich mein Kind Dinge merken können? ~ Merkfähigkeit

Die Merkfähigkeit Ihres Kindes ist eine der Fähigkeiten, an die die meisten Eltern nicht in erster Linie denken. Dabei ist die Merkfähigkeit die absolute Basis, um irgendetwas lernen zu können. Nur das, was ein Kind sich merken kann, kann es dauerhaft abspeichern. Ein Vorschulkind sollte sich mindestens drei Dinge merken und wiedergeben können.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Lernen Sie kleinere Gedichte, Fingerspiele und Lieder mit Ihrem Kind
  • Bitten Sie Ihr Kind drei Gegenstände zu bringen (z. B. Butter, Milch und Marmelade beim Einkaufen)
  • Bitten Sie Ihr Kind eine vorgelesene oder erzählte Geschichte wiederzugeben

6. Muss mein Kind ein Teil einer Gruppe sein können? ~ Sozial-Emotionale Entwicklung

Neben den aufgezählten Kompetenzen ist auch die sozial-emotionale Entwicklung ein sehr wichtiger Baustein, um mit den Anforderungen des Schulalltags gut zurechtzukommen. Ihr Kind verbringt den größten Teil des Tages mit einer Vielzahl anderer Kinder in unterschiedlichsten Situationen.

  • Kann sich Ihr Kind von Ihnen als Eltern lösen?
  • Kann Ihr Kind selbständig kleinere Aufgaben erledigen?
  • Kann es mit anderen Kindern umgehen?
  • Kann es sich in die Gruppe integrieren?
  • Kann es selbst Konflikte lösen?
  • Kann sich Ihr Kind zurücknehmen und warten, bis es an der Reihe ist?

Gerade der letze Punkt ist besonders wichtig für die Persönlichkeitsreifung. Das Kind muss sich als ein Teil der Klasse erkennen und identifizieren können. Das geht nur, wenn die Phase der sogenannten »Ich-Bezogenheit« überwunden ist. Ihr Kind muss es lernen im größeren Rahmen zu denken und sich auch in größeren Kontexten betrachten können.

Doch nicht nur die Gruppe, sondern auch die Persönlichkeit Ihres Kindes ist wichtig. Das Selbstbewusstsein Ihres Kindes sollte ihm gestatten, ohne Angst mit altersgemäßen sozialen Situationen umzugehen und sich sowohl als Gruppenmitglied als auch als Individuum einzufügen und zu behaupten.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Üben Sie mit Ihrem Kind, sich als Teil eines Systems (z.B. einer Familie) zu sehen. Familienkonferenzen sind zum Beispiel eine tolle Möglichkeit zu üben, gute nicht-egoistische Entscheidungen im Sinne des Allgemeinswohls zu finden.
  • Unterstützen Sie die Empathiefähigkeit Ihres Kindes
  • Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes

7. Muss mein Kind Ausdauer zeigen? ~ Arbeitseinstellung

Nun zu einem sehr bedeutenden Faktor für eine gelungene Schullaufbahn Ihres Kindes gehört eine richtige Arbeitseinstellung. Die Arbeitseinstellung besteht aus drei Komponenten:

1. Motivation

Motivation ist notwendig, damit Ihr Kind überhaupt anfängt sich mit einer Aufgabe auseinanderzusetzen. Die Motivation kann entweder extrinsisch oder intrinsisch sein.

Intrinsische Motivation bedeutet Motivation von Innen. Wenn Ihr Kind etwas macht, was ihm Spaß macht, macht es dies aus intrinsischer Motivation. Die Sache an sich ist es genug Wert, um sich mit ihr zu beschäftigen.

Leider haben Kinder nicht immer und nicht auf alle Aufgaben Lust. Hier wird es notwendig die Motivation durch Reize von außen, also extrinsisch zu motivieren.

Am einfachsten ist es für Sie, Ihr Kind in seiner neuen Rolle als Vorschulkind zu bestärken: Vorschulkinder beißen sich durch, Vorschulkinder geben nicht so schnell auf, usw. Für solche Aufgaben kann es auch hin und wieder (nicht immer!) eine Belohnung geben.

2. Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen

Doch für die meisten Kinder ist es am Anfang nicht einfach sich mit schwierigen Aufgaben auseinanderzusetzen. Es ist nicht einfach es nach dem scheitern nochmals zu probieren.

Und auch beim zweiten Mal kann es sein, das keine erhoffte Lösung gelingt. Bleiben Sie bei Ihrem Kind und bestärken Sie es, es noch einmal zu probieren. Haben die Kinder eine geringe Frustrationstoleranz, so kann es sein, dass es ausflippt.

In seltenen fällen fliegen die Gegenstände. Es empfiehlt sich die Frustrationstoleranz bereits früh zu trainieren. Dies gelingt sehr gut mit Regelspielen, wenn das Kind es auch mal aushalten muss, nicht zu gewinnen.

3. Konzentration

Wenn das Kind sich einer Aufgabe widmen möchte und auch öfters probieren kann, muss es nur noch konzentriert bleiben können. Unter Konzentration versteht man die Fähigkeit zur Selbststeuerung der Aufmerksamkeit und der Hemmung störender Impulse bzw. Bedürfnisse.

Dadurch kann Aufmerksamkeit ausreichend lange aufrechterhalten werden. Die Selbstständigkeit Ihres Kindes sollte soweit entwickelt sein, dass es nicht von einer permanenten Zuwendung durch Erwachsene abhängig ist. Ein Vorschulkind sollte etwa 20 Minuten bei der Sache bleiben können.

Wie kann ich mein Kind unterstützen?

  • Bestärken Sie Ihr Kind in seiner Rolle als Vorschulkind
  • Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, Dinge nochmal zu probieren
  • Zeigen Sie Ihrem Kind mit dem eigenen Beispiel, dass sie keine Schwierigkeiten scheuen
  • Unternehmen Sie mit Ihrem Kind ruhig langwierige Dinge (längere Geschichte vorlesen, längeres Tischspiel), um seine Ausdauer in der Konzentration zu üben
  • Bieten Sie ansprechende Arbeitsblätter an

Fazit

Kinder entwickeln sich sehr unterschiedlich. Die Unterschiede sind genetisch und persönlich bedingt. Aber auch die Anregungen des Umfelds haben einen enormen Einfluss auf die kindliche Entwicklung.

Die beste Förderung ist, mit Ihrem Kind viel zu unternehmen, damit es unterschiedliche Erfahrungen macht. Lassen Sie es gleichzeitig immer wieder viel selbst tun.


Unglaublich, wie viel Kaffee ich bei der Erstellung dieses Inhaltes getrunken habe. Danke, wenn Du mir hilfst, meinen Tank wieder zu füllen. (Spende)

Weitere Artikel zum Thema Einschulung:

Vorschule Vorbereitung
Vorschulmappe
Einschulung Ängste
Einschulung - Ängste von Eltern und Kindern
20 Ideen für die Schultüte
20 Iden für die Schultüte